Thanksgiving

Zuerst, es tut mir leid, dass ich hier nicht mehr so regelmässig schreibe. Ich bin jetzt aber fast 5 Monate hier und es hat sich wirklich eine Routine entwickelt und fast alles ist einfach zum normalen Alltag geworden und das ein oder andere Mal vergisst man sogar, dass man gerade in Amerika ist. Und das ist alles wirklich nicht erzählenswert - was aber keinesfalls bedeutet, dass ich mich hier langweile, ganz im Gegenteil :-)

Gestern war aber wieder etwas Besonderes! Thankgiving stand an. Und damit auch die Anreise der gesamten Familie meines Gastvaters - das Haus war voll! Aber dazu später.
Ich weiss gar nicht, wie lange es schon her ist, dass meine Gastmutter mit mir darüber geredet hat, dass sie den Truthahn schon bestellt hat. Ich kann aber mit Sicherheit sagen, dass das schon mindestens einen Monat her ist. Die Vorbereitung auf diesen Tag hat also bei allen Familien sehr sehr früh angefangen - inklusive Einladungen, Einkäufen und Dekorationen im und am Haus.

Am eigentlichen Tag musste ich nicht arbeiten und hätte deswegen endlich länger als 6:00 schlafen können :) Allerdings haben meine Gastkinder keine andere Wahl gehabt, als um 6:10 in mein Zimmer zu stürmen, und mir ganz aufgeregt zu erklären, dass sie die Pfeifenreiniger auf dem Regal zum basteln nicht erreichen können - was braucht man auch sonst, bevor die Sonne aufgeht.
Oben in der Küche hat das Auf- und Umräumen für die ganzen Leute schon angefangen, da um 15:00 alles fertig sein sollte. Bevor ich aber irgendjemandem einen guten Morgen wünschen konnte bin ich in diesen .. wunderschönen, gigantischen, nackten Truthahn rein gelaufen.
Ich habe schon in mehreren Serien gesehen, dass sich Menschen dieses Dingen auf den Kopf gesteckt haben - als ich das dann vor mir gesehen habe hätte man mich im Leben nicht dazu bekommen !




Der Tag bestand für mich dann daraus, 3 x zum Laden zu fahren um vergessene Sachen zu kaufen - witzig fand ich, dass da alle Einkäufer ca in meinem Alter waren und mit dem Zettel von Mama rum gerannt sind - 2 Säcke Kartoffeln zu schälen und bei anderen Kleinigkeiten zu helfen, bis dann die Familie ankam.
Was soll ich sagen, alle waren unsagbar nett, ha
ben sich total für alles Interessiert und mich über Deutschland und meine Erfahrungen in Amerika ausgefragt. Die Frage, die jedes Mal aufkommt, wenn ich einen neuen Amerikaner treffe, ist : "Und was magst du nicht an Amerika?"
Ich hab angefangen, darauf ganz ehrlich zu antworten und sie finden es meistens immer alle lustig und stimmen oft sogar zu. Das Haus war also voll mit Kindern und Erwachsenen und es war der perfekte Trubel. Was allerdings wirklich der Höhepunkt an dem Tag war, war tatsächlich das Essen.
Ich hätte euch gerne vorher ein Foto gemacht, wäre ich allerdings noch los geflitzt um mein Handy zu holen, wäre wahrscheinlich nichts mehr übrig geblieben :D Aber der Kampf kenne ich ja von Weihnachten. Ich kann gar nicht beschreiben, wie gut das alles geschmeckt hat! Wirklich, alles. Meine Gastmutter ist eine begnadete Köchin und hat alles selbe gemacht. Ich freue mich schon auf das Reste essen :-)

Ich weiss, es sieht sieht auf dem Foto echt nicht lecker aus.
War es aber und ich kann gar nicht beschreiben, wie lecker ! 
Was mir jedoch leider nicht so gut gefallen hat, war zum einen, das sämtliches Geschirr aus Plastik war. Becher, Besteck und Teller - ich verstehe, dass das eine unglaubliche Aufräum-Zeit spart, ich finde aber immer, das ein schön Gedeckter Tisch wirklich einiges mehr her macht, habe aber von allen größeren Familienessen hier gehört, dass es dort genau so ablief. Das zweite war, ich kenne es nur so, dass jeder etwas zu Essen nimmt und alle warten, bis man gemeinsam am Tisch sitzt, um gemeinsam anzufangen. Gestern war es aber eher so, dass sich jeder einen Teller gemacht hat und wer zuerst gesessen hat, hat auch sofort gegessen. Wenn man fertig war, wurde abgeräumt und man hat sich wieder wo anders hin bewegt - unabhängig davon, ob jemand anderes gerade erst begonnen hat. Ich finde, dadurch blieb die Wertschätzung für die Arbeit meiner Gastmutter irgendwie ein bisschen aus - aber das schien für alle normal und  ist dann wohl so. Ich für meinen Teil fand den Tag wirklich perfekt, habe tolle neue Menschen kennen gelernt und mich wirklich als Teil der Familie gefühlt.


Und um 7 Uhr ging es dann sofort weiter in eine Mall, da das Black Friday shoppen los ging - so etwas verrücktes habe ich noch NIE erlebt .. das erzähle ich aber in einem anderen Beitrag !

Halloween



Eeeees war soweit :-)
Ich muss sagen, in den letzten Tagen vor Halloween ging es hier wirklich richtig los. In allen Supermärkten gab es Süßigkeiten in sämtlichen Geschmacksrichtungen und Formen, du konntest Kunstblut in 5 Liter Flaschen kaufen und das einzige Gesprächsthema waren die Kostüme und Dekorationen.

Meine Kids waren in diese Aufregung natürlich total involviert. Nachdem ich schon seit Mitte September täglich gefragt wurde, wie viele Tage es noch sind, habe ich mit ihnen einen Halloween Countdown gebastelt, von dem sie jeden Tag einen Geist abnehmen konnten.. das hat die Vorfreude nicht nur für sie gesteigert, ich habe mich auch ziemlich auf diesen Tag gefreut!
Es wird einem aber auch nicht schwer gemacht, in die richtige Stimmung zu kommen. Leute, so viel Dekoration an einzelnen Häusern habe ich in meinem Leben vorher noch nicht gesehen ! Da konnten teilweise nichtmal die Schaufenster an Weihnachten mithalten. Ganze Häuser wurden in riesige Piratenschiffe oder Friedhöfe verwandelt, du wurdest von irgendwelchen beweglichen Puppen und Katzen am Gehsteig angesprungen und alles war beleuchtet. Ich war überwältigt und schockiert :D



Der eigentliche Tag hat dann ganz umspektakulär angefangen, ich habe ausgeschlafen, gefrühstückt, mein mittlerer hatte am Morgen noch ein Baseball-game und ich hatte nichts zutun und hab mich ins Gym bewegt. Und ab ca 16:00 ging es dann langsam los. Die Beleuchtung und Dekoration an den Häusern hat sich innerhalb von ca 30 Minuten sozusagen verdoppelt, einfach aus Neugierde bin ich auf dem Rückweg an einem Halloween-Laden vorbei gefahren und der ist fast aus allen Nähten geplatzt. Fand ich lustig :)
Zuhause bin ich dann schnell in mein Dirndl gesprungen und hab mich geschminkt, mit Ollie noch 3 Puzzle gemacht weil die Zeit bis wir endlich los gehen konnten natürlich vieeeel zu langsam vergangen ist. Das hat mich unglaublich an meine Schwester und mich an Sankt Martin erinnert !
Als es dann raus auf die Straße gingen liefen wir einfach von Haus zu Haus, an jeder Tür wurde "Trick or Treat" gesagt, süßes eingesackt und weiter gerannt. Aber die Kostüme von den ganzen Kids waren wirklich super süß. Von Cupcake-Mädchen über Ritter bis hin zu kleinen Schneemännern war alles dabei.Und das muss man wirklich einmal erlebt haben :-)

Wir haben uns seit 5 Wochen den Kopf darüber zerbrochen, was wir an dem Abend als Minderjährige machen können.  Nach ewig langem hin und her haben wir uns dann wie 303984 andere AuPair aus der Umgebung dazu entschieden , nach Georgetown zu fahren und einfach abzuwarten was auf uns zukommt - wovon uns jeder Erwachsene abgeraten hat, da es ein einfaches Chaos sein soll.
 Ich habe mich dann also auf den Weg zu Annki gemacht um sie abzuholen, wir sind noch kurz durch ihre Strasse gelaufen in der einfach mal verschiedene Grusel-Landschaften zum durchlaufen aufgebaut waren und 365% mehr Trubel war. Zurück bei mir haben wir uns super schnell fertig gemacht und wollten sofort los. Draussen sind wir in meine Nachbarn rein gelaufen und wurden eingeladen uns mit ihnen an's Feuer zu setzen und ein paar Bier zu trinken - und ja was soll ich sagen viel weiter sind wir an dem Abend auch nicht gekommen :D Es war einfach so lustig und hat so viel Spaß gemacht, dass der Satz "in 15 Minuten rufen wir uns ein Taxi" ca 365 mal gesagt wurde und es im Endeffekt keiner gemacht hat. Es war ganz anders als geplant aber unglaublich toll ! Ich hatte einen richtig genialen Abend. In der Nacht wurde übrigens bei uns dann auch die Zeit umgestellt - mit den Kids hieß das aber einfach nur das sie dann um 4:45 anstatt um 5:45 aufgewacht sind - da war ich doch schon sehr froh, dass Annki und ich nicht abreiten mussten und den ganzen Sonntag im Bett gelegen haben.

Uund.. ja jetzt ist das auch schon vorbei. Genau so wie insgesamt 1/3 meines AuPair Jahres. Langweilig wird es trotzdem nicht, man hat praktisch gar keine Zeit zum durchatmen. Wenn man jetzt durch die Straßen läuft wird man zwar nicht mehr angesprungen und sieht keine Skelette mehr - dafür sind jetzt aufblasbare Truthähne an deren Stelle getreten, das Essen ist schon bestellt und alle bereiten sich auf Thanks giving vor. Und ja, ich habe auch schon 2x "All I want vor Christmas" gehört und der Weihnachtsbaum steht schon fertig geschmückt in der Mall. Es geht weiter.